Vorwort: Dieser Text stellt meine persönliche Meinung dar und soll in keinster Wiese die beschriebenen Vorgänge als allgemeingültig darstellen. Jeder Leser ist gehalten, sich seine eigene Meinung zu bilden.
Tjaa, Herr Beckstein, jetzt wird es wohl (hoffentlich) nichts mehr mit dem Herstellungs- und Verkaufsverbot der von Ihnen verteufelten so genannten "Killerspiele" - nach dem Wahldebakel der CSU müssen Sie wohl mit den Liberalen paktieren - und wie liberal wäre ein Verbot?
Aber keine Sorge, Herr Beckstein, die Computerspielindustrie macht das schon ganz alleine. Wie? Mit DRM - genauer gesagt mittels SecuROM.
SecuROM ist eine vom Spielepublisher EA (Electronic Arts) eingesetzte Software, die bei der Installation der von EA vertriebenen Spiele auf dem Computer mit installiert wird. Dabei wird eine Internetverbindung zu einem von EA dafür bereit gestellten Server hergestellt. Gibt es keine Internetverbindung, ist der Installationsprozess bereits an dieser Stelle gescheitert.
Auf dem Server muss sich der Erwerber der Software mit Name, Adresse, etc. indentifizieren. Von diesem Augenblick hat er das Recht, die gekaufte Software auf bis zu drei Computern (auch fünf, bei später erscheinenden Titeln) zu installieren. Z.B: Einem Notebook für unterwegs, einem PC im Arbeitszimmer und einmal beim Nachwuchs im Kinderzimmer.
Der Haken: Muss Windows neu installiert werden, eine Grafikkarte getauscht oder eine Festplatte nach defekt ausgewechselt werden, ist SecuROM der Meinung, dass ein neuer Rechner vorliegt. Jetzt hat der Käufer die Möglichkeit, über eine KOSTENPFLICHTIGE Hotline bei EA anzurufen und um eine weitere Installation zu bitten.
ZU BITTEN. Ein Anspruch auf die freie Verwendung der von ihm voll bezahlten Software besteht laut EA nicht.
Offizieller Hintergrund für EA: Softwarepiraterie wird damit bekämpft. Leider, leider ist SecuROM aber in den "Piratenversionen" nicht enthalten - die Nutzer, die eine nicht bezahlte Version verwenden (nein, ich halte den Begriff "
Raub" hier nicht für den korrekten Terminus) lachen den "ehrlichen" Käufer als den Dummen aus.
Der meiner Meinung nach eigentliche Hintergrund: Der Gebrauchtmarkt wird zerstört - denn wer kauft ein "gebrauchtes" Spiel, wenn man sich per Formular oder kostenpflichtiger Hotline mit EA herumschlagen muss?
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Ein Beispiel für Herrn Beckstein:Sie kaufen sich nach der Wahl das Brettspiel "Mensch Ärgere Dich nicht!".
Mit dem Kauf haben Sie das Recht erworben, es auf drei Untergründen Ihrer Wahl zu spielen:
Z.B. dem Gartentisch, dem Küchentisch und dem Fussboden im Kinderzimmer Ihrer Enkel. Wenn Sie allerdings noch zwei Stühle an den Gartentisch dazustellen, gilt dieser als neuer Tisch. Dann rufen Sie bitte beim Verkäufer an und bitten Sie um Erlaubnis, ausnahmsweise auch an dem so veränderten Tisch zu spielen. Genau so sieht es aus, wenn die Tischdecke in der Küche gewechselt wird oder die Kinder mal im Esszimmer spielen wollen.
Das wir uns recht verstehen: Es ist nicht so, dass der Verkäufer Ihnen untersagt, zu spielen (was Sie ignorieren könnten) - es ist schlicht nicht mehr möglich. Erklären sie DAS mal Ihren Enkelkindern ...
SIE sind den Launen vom Hersteller unterworfen. Falls die Hotline teurer wird oder nicht mehr angeboten wird (in diesem Fall können Sie gar nicht mehr spielen, weil SecuROM alle paar Tage selbsttätig, ohne dass Sie darauf Einfluss hätten auf Ihre Internetkosten nach einem OK vom Vertrieb fragt).
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Zurück vom Beispiel für KLP's (Kinder, Laien, Politiker) zu EA und SecuROM. Ich habe bisher etwa 200 Computerspiele neu, zum Vollpreis und im Original gekauft. Auf meiner Wunschliste ganz oben stehen Alarmstufe Rot 3 und Crysis: Warhead.
Jetzt nicht mehr.
Ich habe bisher nur wenige Spiele auf mehr als einem Rechner installiert und selten mehr als zwei mal. Aber allein die Tatsache, dass man mir vorschreiben will, was ich mit meinem Eigentum zu tun und zu lassen habe, ist für mich ehrabschneidend und damit eine
TÖDLICHE BELEIDIGUNG!!! Eigentlich bin ich kein böser Mensch (nein, Herr Beckstein, auch wenn ich solche Teufelsspiele spiele). Aber manchmal wünsche ich bestimmten Leuten einen Ausflug nach Guantanamo - ohne Rechte, ohne Entscheidungsfreiheit, ohne zu wissen, was warum wie geschieht.
Das ist jetzt natürlich extrem weit hergeholt, aber ich bin der Meinung, dass nur ein mündiger Bürger seine Zukunft selbst in der Hand hat. Wer freiwillig auf Rechte verzichtet, wird irgendwann feststellen, dass er keine mehr hat. Das betrifft Kunden von EA, das betrifft den Umgang von Adresshändlern mit meinen Daten, das betrifft Befugnisse des Innenministeriums und dessen Organen und das betraf 1933 ganz Deutschland: Das Aufgeben von Rechten und Privatsphäre.
Hier ist jetzt jeder Computerspieler gefragt: Ist das Vergnügen, 8 bis 12 Stunden zu spielen es Wert, mich den DRM-Vorstellungen von EA zu unterwerfen?
Oder darf ich als zahlender Kunde den Respekt von EA verlangen, den ich verdiene?
Ich persönlich habe mich für den
vollständigen Boykott sämtlicher Produkte von EA entschieden, so lange diese Art von Bevormundung versucht wird. Aus Notwehr.
Nemesis
Killerspielespielender Killerspielespieler a.D.