20 Jahre ist's jetzt schon her, dass die Mauer fiel. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft, wie ich als 12 jähriger Pöks ganz aufregt zu meinem Vater lief und total aus dem Häuschen losbrabbelte,
Papa, die Mauer is' auf!. Mein Vater entgegnete nur mürrisch und trocken "
Junge hör' auf so einen Unfug zu reden!". Ich nervte ihn solange bis er den Fernseher einschaltete und wir alle zusammen - mit offenem Mund - die Sonderberichterstattung der ARD damals schauten. Und ich meine mich zu erinnern, bei meiner Mutter ein Tränchen gesehen zu haben.
Mir war das damals als 12 jähriger - dessen Welt aus Fußball, C64 und den heimlich unter dem Bett gelagerten Blitz-Illu's bestand - gar nicht so richtig klar was da passierte. Dennoch fand ich es total klasse, dass es nun nicht mehr die
Ostzone gab und wir wieder
eins sind. Denn so richtig hatte ich das ja nie begriffen, wer oder was
die DDR eigentlich war. Für mich bestand
die DDR aus einem Land schwarz-weißer Trostlosigkeit in dem die Menschen nix haben und immer und überall den Mund halten müssen. Quasi aus einem Land, dass von einem Heer aus Klonen meiner Klassenlehrerin der 2. Klasse, Frau Stone, regiert wurde.
In den 80er Jahren machten meine Eltern und ich immer Urlaub an der Ostsee, genau gesagt in der
Lübecker Bucht. Am Strand konnte man bei schönem Wetter die gegenüberliegende Seite der Bucht sehen. Und das war schon die
Ostzone. Der Satz meines Vaters, der jeden Sommer kam war "
Da drüben, da ist die Ostzone! Ma' guckn' ob dieses Jahr wieder einer rüberpaddelt". Ich war gleichzeitig fasziniert von
dem da drüben und ich gruselte mich davor, je mehr ich drüber nachdachte.
Und nun, an diesem 9. November ist dieses war das weg. Einfach weg und ich war aufgeregt, irgendwie glücklich (warum wusste ich gar nicht) und zum ersten Male musste ich nicht mehr drauf achten, dem
falschen Deutschen bei Olympia die Daumen zu drücken.
Die Grenze war offen, wir sind ein Volk. Und, verdammte Scheisse, das war gut so und das ist auch immer noch gut so. Auch heute noch, nach 20 Jahren, bekomme ich eine Gänsehaut wenn
Genschman seinen berühmtesten
Halbsatz raus quält. Auch heute noch finde es eine fantastische Meisterleistung was die Menschen in der DDR geleistet haben. Und auch heute noch steigt mein Plus auf 200 wenn irgendwelche Deppen wiedermal den Schwachsinn darherbrabbeln, dass sie sogar helfen würden die Mauer wieder aufzubauen.
Wie viel Scheiße muss man im Kopf haben, um das allen ernstes sagen zu können? Klar, ihr habt niemals in einem Land gelebt indem ihr für einen falschen Satz ein schönes Wochenende auf Staatskosten bei freier Kost und Logis auf 5qm genießen durftet. Ihr habt niemals durchleben müssen, wenn man den einen Teil seiner Familie plötzlich nicht mehr besuchen durfte, einfach weil er von jetzt an in einer anderen Stadt in einem anderen Land lebt und deswegen schon mal präventiv böse war. Nebenbei bemerkt, ist mir das auch nie passiert, aber ich habe erlebt wie meine Eltern und meine Großmutter darunter litten. Und die, die heute die Mauer zurück schreien, sind diejenigen die entweder nach 3 dilettantischen Ausbruchsversuchen eine Stammzelle in Hohenschönhausen bekommen hätten oder als IM-KrasseNokia wertvolle Informationen über das Paarungsverhalten westdeutscher Kellerasseln zusammen trugen um beim MfS nur nicht anzuecken.
Ihr Mauerzurückschreier seid doch die, die bei der WM2006 und EM2008 schön mit den Trikots von Ballack, Schneider, Adler, Fritz und Enke rumrannten. Setzen, sechs!
Was damals galt, gilt auch noch heute. Wir sind EIN Volk!