Sommer, Sonne, Urlaub -
wie schön!
Na ja, die Taschen sind leer, also Urlaub zu Hause auf Balkonien - das Wetter wird schon werden.
Na ja, das Wetter is' nich' so doll, aber zu Hause in der Wohnung ist's doch auch schön.
Na ja, kann ja keiner ahnen, dass augerechnet
jetzt die Tiefgarage saniert werden muss, aber mit dem Baustellenlärm werden wir uns schon arrangieren.
Haben wir auch.
Schee war's trotzdem.
Während der Umbaumaßnahmen galt folgende Regelung: Für die Dauer der Bauarbeiten an der
AUSFAHRT sind sowohl für Zu- als auch Ausfahrt die
EINFAHRT zu nutzen. Dazu wurde an jeder Tür der Tiefgarage ein
Aushang befestigt.
Der Haken: Wir müssen die Tore per Schlüssel öffnen und schliessen [
eine Fernbedienbare Anlage ist ja sooo unsicher - danke Wohnungseigentümerversammlung!]. Damit die Einfahrt auch Einfahrt bleibt, lässt sich das Einfahrtstor
AUSSCHLIESSLICH von aussen öffnen und
AUSSCHLIESSLICH von innen schliessen (mit Schlüssel). Das bedeutet für den verantwortungsbewussten Tiefgaragennutzer, der hinaus möchte, folgendes:
1. Einfahrtstor von aussen mit Schlüssel öffnen (sieht aus wie ein Fussgänger im Drive-in)
2. Kfz starten
3. schauen ob keiner kommt (ist ja auch eine Einfahrt)
4. Kfz über die Einfahrt aus der Tiefgarage fahren
5. Kfz abstellen, dass es nicht im Weg steht (ist ja eine - OK is' klar)
6. per Pedes zurück in die Tiefgarage
7. Tiefgaragentor von innen schliessen
8. Tiefgarage verlassen
9. ins Kfz einsteigen und losfahren
Jetzt ratet mal, wie viele Nutzerinnen und Nutzer von 28 in der Garage geparkten Kfz tagsüber jeden dieser Schritte ausführten. Genau. Aber das ist ja auch
tagsüber - und die Bauarbeiter waren da (in der
Ausfahrt).
Neulich am Abend (21:45 Uhr) Schritte 1 bis 3 waren erledigt. Da geht das Tor vor meinem Auto
wieder 'runter. Ich hatte die Tiefgaragenbeleuchtung nicht eingeschaltet - ich bin nicht ängstlich. Also aussteigen und dem "Zumacher" zuwinken, dass man das Tor offen braucht.
Als ich den Schlüsselschalter erreicht habe, ist keiner mehr da (man kann die Einfahrt und alle Parkbuchten von hier sehen). Kopf schütteln, zu Fuss wieder raus zum öffnungsschalter und die Schritte 1 bis 3 wiederholen.
Als ich die restlichen sechs Arbeitsschritte erledigt hatte, kam mir auf dem Hof Taschenlampenwedelnd ein Nachbar entgegen und zwang mich durch schiere Präsenz in der Zuwegung, das Fahrzeug anzuhalten.
Er schnauzte mich an: "Tor zugemacht?"
[Elegante Gesprächseröffnung. Hier ist eine Autoritätsperson am Werk.]- "Ja, sicher."
Jetzt fing er an zu brüllen: "HIER IST NICHTS SICHER!
GAR NICHTS!!!"
[Worauf will er hinaus?]- "Ich habe das Tor geschlossen. Warum regen Sie sich so auf?"
"ICH REGE MICH NICHT AUF! HABEN SIE SCHON MAL ERLEBT, WIE ICH MICH AUFREGE??!!"
[Au weia - ein Choleriker im Blutrausch. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken]- "Wohl eher nicht. Daran würde ich mich sicher erinnern. Aber wo ist das Problem?"
"WO MEIN PROBLEM IST? WO MEIN
PROBLEM IST? DIE LEUTE MACHEN DAS
TOR NICHT ZU!
DAS IST MEIN PROBLEM!"
[Gut, das ich nicht "die Leute" bin - da muss man ja Angst bekommen. Ausserdem hat er "DAS" Problem in "MEIN" Problem verwandelt. Ein egozentrischer Choleriker im Blutrausch, also ...]- "Mag ja sein, aber im Moment ist es zu. Ich verstehe jetzt nicht ihre - ähm - Betroffenheit."
"SIE MÜSSEN DIE
AUSFAHRT BENUTZEN!! UND NICHT DIE
EINFAHRT!!"
[Muss ich?]- "Muss ich? Da sind zur Zeit Bauarbei-" - "DIE BAUARBEITEN SIND
LÄNGST ABGESCHLOSSEN!"
[Ich mag es nicht, wenn man mir ins Wort fällt. Aber nach der Home/Hell Geschichte von Haggy bewahre ich wohl besser die Ruhe - sonst zieht er vielleicht noch 'ne Knarre ...]
- "Sind sie nicht ..." - "IN DER AUSFAHRT ARBEITET SCHON SEIT
HEUTE MITTAG KEINER MEHR!"
[Wow! Heute Mittag. Hallo? Warum wurde ich nicht informiert? Warum stand nichts in der Zeitung? Wo war das Fernsehen? Der Kinderchor? Der Bürgermeister? Die Bundeskanzlerin?]- "... und überall hängen die
Aushänge." - "
DA! DAS IST TYPISCH! DA HÄNGT IRGENDWER EIN SCHILD AUF UND SOFORT MUSS SICH JEDER IDIOT DANACH RICHTEN!!!"
[Ich bin nicht "die Leute" und nicht "jeder Idiot" - aber langsam steigt auch mein Blutdruck ...]- "Nicht irgendwer, sondern der Hausverwalter ..." - "
HA! DER HAUSVERWALTER! DER HAUSVERWALTER IST IM
URLAUB! HA!"
[Was soll denn das? Glaubt er, er hat mich erwischt? Ausserdem: Schon wieder ins Wort gefallen]"... hat sie zu
Beginn der Arbeiten aufgehängt. Und da ist ja auch noch das
Gerüst in der Ausf-" "GERÜST?
GE-RÜST? DA IST KEIN GERÜST!"
[Doch!]"Doch!" - "
NEIN!"
[Doch!]"Wollen wir in die Garage gehen und es uns
gemeinsam anschauen?"
"SIE SEHEN DOCH, DAS DA KEINER MEHR ARBEITET! DENKEN SE GEFÄLLIGST MAL MIT!!!"
[Themawechsel? Keine "Argumente" mehr? Oh, ja. Ich denke. Und wie ich denke ...]"Dass da
abends keiner mehr arbeitet, ist mir schon klar. Ob die Bauarbeiten in der Ausfahrt fertig sind, weiss ich nicht - ich habe keine Zeit, die Bauarbeiter
den ganzen Tag zu beaufsichtigen. Wenn Ihnen so viel daran liegt, können wir gerne die Tiefgarage begehen und die Sachlage noch mal
erörtern."
[Gott, wie ich solches Geschwafel hasse - aber ich lasse mich nicht auf sein Niveau herunter ziehen - da schlägt er mich locker mit seiner Erfahrung]"NEE! NUTZEN SE GEFÄLLIGST DIE AUSFAHRT. Schönen Abend!"
[Gefälligst? Ich überlege es mir. Ansonsten: Dito. Effenberg.]... und weg war er.
- "Danke, Gleichfalls."
Als ich eine Stunde später nach Hause kam, waren alle Aushänge, die über die geänderte Zu- und Abfahrt informieren sollten, verschwunden. Das Gerüst war direkt an die Wand geschoben worden.
Da war einer fleissig.Es gibt Leute, die glauben, sich mit
Lautstärke und
agressivem Tonfall Respekt verschaffen zu können
[schlecht erzogene Hunde tun das auch]. Dass sie sich selbst jeglicher
Würde berauben und dabei
lächerlich machen, bekommen sie nicht mit. Dieser nette Nachbar (zum Glück nicht unmittelbar im gleichen Hausteil) hat sich buchstäblich wie eine billige Kopie von
Roland Freisler aufgeführt - nur mit dem Unterschied, dass ich weder in einer schwächeren Position, noch seinem Urteil ausgeliefert war - und so verpuffte seine
ekelhafte und
aggresive Art ohne erkennbare Wirkung.
[OK - ich hatte etwas zu viel Adrenalin im Blut und musste deswegen noch zwei Stunden Fernsehen, um einschlafen zu können - es gab eine hervorragende Reportage über die Grabenkämpfe bei Verdun]Ziel verfehlt, lieber Blockwart! Setzen, sechs. Geschichts- und Benimmbücher könnten helfen. Die
Kinderstube hat
kläglich versagt.Vielleicht sollte er täglich ein paar Stangen HB rauchen (oder eine beliebige andere Zigarettenmarke) - dann geht er bald nicht mehr in die Luft ...
Dieser Herr hätte es vor 70 Jahren weit gebracht.
Geradezu widerlich.Nemesis